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Augenblick in ihrem Leben. Keine Eltern, die Sie geliebt haben, kein einfaches Heim,
keine Kinder, die Sie nach der Schule mit heimgebracht haben, keine Ehe mit einem
Jungen, den Sie im College kennengelernt haben, nur eine Menge Alpträume und seltsame,
exzentrische Menschen, die Welt des Theaters und alte Männer.«
»So, wie Sie das sagen, klingt das so schmutzig.« Es machte sie traurig, ihm zuzuhören.
Würde es sich in Zukunft für alle Leute so anhören? Hässlich und versponnen? War sie so?
Sie fühlte Tränen in sich aufsteigen und musste kämpfen, um sie zurückzuhalten.
Plötzlich war er entsetzt über sich selbst. Was hatte er getan? Sie war seine Patientin,
und er plagte sie so. Mit einem Ausdruck von Schuldbewusstsein und Entsetzen in den
Augen sah er Bettina an und streckte die Hand aus, um die ihre zu streicheln. »Es tut mir
leid, es war nicht nett von mir, das zu sagen. Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen erklären soll.
Es erschreckt mich, wenn ich all das höre. Es macht mich traurig, dass Sie das alles
durchmachen mussten. Und ich mache mir Sorgen, was jetzt mit Ihnen geschehen wird.«
Sie warf ihm einen seltsamen Blick zu. Der Schmerz stand noch deutlich in ihren
Augen. »Danke. Aber es macht nichts. Sie können ruhig sagen, was Sie denken. Wie Sie
am Anfang so richtig gesagt haben: Wenn ich mich hier niederlasse, dann werde ich mehr
brauchen, als nur einen Arzt. Ich werde einen Freund brauchen.« Es wurde Zeit, dass sie
von hier fortkam und herausfand, wie der Rest der Menschen lebte, die »normalen Leute«,
wie John sie genannt haben würde.
»Ich hoffe es. Es tut mir wirklich leid. Es ist bloß - Sie hatten ein sehr, sehr hartes
Leben. Und jetzt haben Sie wirklich etwas viel besseres verdient.«
»Übrigens, woher kommen Sie eigentlich?«
»Aus San Francisco. Ich habe mein Leben lang hier gewohnt. Bin hier aufgewachsen
und aufs College in Stanford gegangen. Auch das Medizinstudium habe ic h hier gemacht.
Es war alles andere als aufregend - friedlich und normal. Und wenn Sie mich fragen,
worauf Sie meiner Ansicht nach ein Anrecht haben, wenn ich sage, dass Sie dringend
etwas Besseres verdient haben, als Sie bisher hatten, dann meine ich damit einen netten,
anständigen Mann, der nicht vier- oder fünfmal so alt ist wie Sie, ein paar Kinder und ein
hübsches Häuschen.«
Einen Moment lang sah sie ihn feindselig an. Warum wollte er nicht begreifen, dass ein
Teil dieses Lebens sehr schön gewesen war, und ganz gleich, was es gewesen war, es
gehörte zu ihr, war ein Teil von ihr.
Er las etwas in ihren Augen. »Sie haben doch nicht vor, wieder eine Arbeit beim
Theater zu suchen, oder?«
Langsam schüttelte sie den Kopf und erwiderte fest seinen Blick. »Nein. Ich wollte mit
meinem Stück anfangen.«
Aber er schüttelte den Kopf. »Bettina, warum suchen Sie sich nicht eine feste Arbeit?
Etwas Einfaches, Normales. Vielleicht Sekretariatsarbeit oder eine hübsche Stelle in einem
Museum oder vielleicht auch etwas bei einem Makler, so dass Sie nette, glückliche,
anständige Leute sehen. Und ehe Sie es sich versehen, läuft Ihr Leben wieder in der
richtigen Bahn.«
Sie hatte noch niemals daran gedacht, Sekretärin oder Immobilienmaklerin zu werden.
Das war wirklich nicht ihre Art. Die Welt der Literatur und des Theaters war alles, was sie
kannte. Aber vielleicht hatte er recht. Vielleicht war es alles zu verrückt. Vielleicht musste
sie das alles hinter sich lassen. Und dann fiel ihr etwas anderes ein.
»Ehe ich das tue, können Sie mir einen guten Anwalt empfehlen?«
»Klar.« Er lächelte ihr zu und zog einen Stift aus seiner Tasche. »Einer meiner besten
Freunde. Seth Waterston. Er wird Ihnen sehr gefallen. Und seine Frau ist
Krankenschwester. Wir haben alle zusammen die Schule in Stanford besucht.«
»Wie schön.« Sie sagte es spöttisch, aber er lachte nicht. Zögernd legte er dann den
Kopf auf eine Seite. Er dachte lange schweigend nach. »Ehrlich gesagt, Bettina -« wieder
schien er zu zögern, während Bettina ihn beobachtete. »Ich möchte Ihnen etwas
vorschlagen, was Sie vielleicht nicht gerade zu Begeisterungsstürmen hinreißt und
vielleicht auch nicht ganz anständig ist, aber es könnte Ihnen guttun.«
»Klingt faszinierend. Und was ist das?«
»Ich möchte Sie zum Essen zu Seth und Mary Waterston mitnehmen. Was meinen
Sie?«
»Entzückend. Und was ist daran nicht anständig? Sie haben doch gesagt, Sie wären
auch mein Freund.«
Jetzt lächelte er, und sie erwiderte sein Lächeln. »Also ist es abgemacht?« Sie nickte.
»Dann rufe ich sie an und sage Ihnen, noch ehe Sie das Krankenhaus verlassen, Bescheid,
wann sie es einrichten können.«
»Wann wollen Sie mich eigentlich entlassen?«
»Wie war's mit heute?« Sie dachte kurz an das Hotel, in das sie zurückkehren musste.
Es war nicht gerade ein fröhlicher Gedanke. Es war der Ort, an dem sie mit Anthony
gewesen war, und plötzlich wollte sie nicht dorthin zurück. »Stimmt etwas nicht?«
Aber sie schüttelte heftig den Kopf. »Nein. Alles in Ordnung.« Sie musste selbst damit
fertig werden. Und er hatte recht. Was ihr fehlte, war ein normales Leben, eine einfache
Arbeit. Ihr Stück konnte warten. Alles, was sie jetzt brauchte, war eine Wohnung, eine
Arbeit und die Scheidung. Sie würde mit den beiden ersten Punkten fertig werden, und
hoffentlich würde Johns Freund ihr bei dem letzten helfen. Sie verstand jetzt, dass sie sich
von mehr trennen musste als nur von einem Menschen. John hatte ihr dabei geholfen, das
zu erkennen. Sie musste von ihrem ganzen bisherigen Leben Abschied nehmen.
Fünf Tage später hatte Bettina ihre eigene Wohnung, ein winziges, aber malerisches
Studio mit Blick über die Bucht. Es war vorher der Hauptsalon in einem reizenden,
viktorianischen Haus gewesen, das drei Männern gehörte. Sie hatten die beiden oberen
Stockwerke für sich selbst hergerichtet und den unteren Stock in zwei Studio-Wohnungen
aufgeteilt, die sie vermieteten. Bettina bekam die größere der beiden Wohnungen, und sie
war wirklich schön. Es gab einen Kamin, zwei große Flügeltüren, einen winzigen Balkon,
eine Kochnische, Badezimmer, und vor allem eine atemberaubend schöne Aussicht. Sie
war entzückt, als sie die Wohnung sah, und das Wunder dabei war, dass sie sie sich sogar
leisten konnte. Die Miete war so niedrig, dass sie sogar mit dem Geld ausgekommen wäre,
das Ivo ihr monatlich zukommen ließ und das sie, was auch passieren würde, in den
nächsten Jahren bekommen würde.
Zwei Tage, nachdem sie die Wohnung gefunden hatte, erschien John Fields, um sie zum
Essen zu seinem Freund, dem Anwalt, und dessen Frau abzuholen.
»Bettina, Sie werden sie gleich ins Herz schießen.« »Davon bin ich überzeugt. Aber Sie
haben mir noch gar nicht gesagt, wie Ihnen meine Wohnung gefällt?« Sie sah ihn fragend
an, als sie ihre Wohnung verließen. Er hatte sich nur zu der Aussicht geäußert. Doch als er
jetzt die Wagentür öffnete, sah er sie offen an. Er fuhr einen amerikanischen Kleinwagen
in gedämpftem Blau. Nichts an seiner Kleidung, seinem Wagen oder seiner Person war
prunkvoll oder auffällig. Alles war hübsch, aber zurückhaltend, wie das Tweedjackett, das
er jetzt trug, sein Hemd, die graue Hose und die auf Hochglanz polierten Schuhe.
Irgendwie war das alles seltsam beruhigend. Alles an ihm ließ sich vorhersagen, sein
Geschmack, sein Stil. Er sah so aus, wie jeder anständige Amerikaner aussehen sollte. Er
war der perfekte Sohn, wie ihn sich jede Mutter wünschte. Gutaussehend, intelligent, mit
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